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Benutzungshinweise:
Diese Argumente und Gegenargumente entstanden aufgrund jahrelanger Diskussionen mit FleischesserInnen, VegetarierInnen, Schlachtern, Bauern/Baeuerinnen, Imkern und Biologen und sind in der Praxis am haeufigsten erwaehnt worden. Vieles ueberschneidet sich, aber wir haben versucht, Wiederholungen zu vermeiden. Falls an Stellen biologistisch argumentiert wird, wollen wir nur uns gegebene Argumente entkraeften. Wir glauben nicht, dass Vegetarismus beim Menschen eine Bestimmungssache ist, sondern sehen es als eine moralische Frage. Teilweise wurde bemaengelt, dass wir "nur" Gegenargumente liefern anstatt eigenstaendige Argumente anzufuehren. Das ist aber nicht Sinn dieser Seite, denn sie soll eine Erwiderung auf die typischen Argumente von FleischesserInnen bieten, die wir so oft in all den vegetarischen Jahren anhoeren mussten. Grundsaetzlich laesst sich bei der traditionellen Diskussion zwischen einem/einer VegetarierIn aus ethischen Gruenden und einem/einer uneinsichtigen FleischesserIn die Tendenz ausmachen, dass der/die FleischesserIn ein viel negativeres Menschenbild als der/die VegetarierIn hat. Auch das Toeten losgeloest vom Kontext des Fleischkonsums (z. B. im Krieg) wird von FleischesserInnen viel oefter befuerwortet als von VegetarierInnen. Interessant ist, dass teilweise Menschen den Fleischkonsum verteidigen, obwohl sie selber - meist wegen gesundheitlicher Probleme - kein Fleisch essen. Sie sind der lebende Beweis, dass Fleisch auch schaden kann, koennen sich aber von der traditionellen Rollenvorstellung nicht loesen. Der Kernpunkt des vegetarischen Standpunktes in einer Diskussion sollte der Tod eines Tieres sein. Alle Argumente der FleischesserInnen koennen letztendlich darauf zurueck gefuehrt werden. Schliesslich muss einE FleischesserIn einsehen, dass sie absichtlich Lebewesen toetet, obwohl er/sie es nicht will oder muss zugeben, dass ihm/ihr der Tod eines Tieres gleichgueltig ist. Argument: Ich alleine kann doch auch keine Tiere retten! Gegenargument: O doch, das kannst du! Ein Beispiel: Der typische Amerikaner hat bis zu seinem 72. Lebensjahr ungefaehr 11 Kuehe, 3 Laemmer und Schafe, 23 Schweine, 45 Truthaehne, 1100 Huehner und 862 Pfund Fisch gegessen. Selbst wenn die Deutschen mittlerweile garantiert weniger Fleisch essen, ein paar Tiere weniger wuerden garantiert geschlachtet werden muessen. Sicher hast du auch schon mal zu Weihnachten eine Gans gehabt. Wenn alle Familienmitglieder diese eine Mahlzeit auf die Gans verzichten wuerden, wuerde eine Gans weniger geschlachtet werden. Argument: Aber die Tiere werden doch sowieso geschlachtet. Gegenargument: Ja, die Tiere, die im Kuehlregal liegen, sind schon tot, aber die Nachfrage regelt bekanntlich das Angebot. Wenn niemand mehr Fleisch kaufen will, wuerden auch keine Tiere geschlachtet werden, um die Regale aufzufuellen. Argument: Zu bestimmten Anlaessen ist Fleisch oder Fisch essen einfach Tradition. Gegenargument: Manche Familien essen Weihnachten oft Gans und Neujahr einen Karpfen oder Forelle und so weiter oder in den USA werden zu Thanksgiving jaehrlich Tausende von Truthaehnen verzehrt. Doch noch Anfang dieses Jahrhunderts war es dort auch "Tradition", dass Frauen nicht wählen durften und selbst die Sklaverei ist noch nicht allzulange her. In Europa wurde frueher LuegnerInnen die Zunge herausgeschnitten und Mitte des 18. Jahrhunderts fielen viele rothaarige Frauen den Hexenverfolgern zum Opfer. Bis vor wenigen Jahren war es in Spanien legal, einmal im Jahr zu einem religioesen Anlass einen Ziegenbock von dem Kirchturm zu schmeissen! Selbst wenn das heute verboten ist, wird es doch teilweise noch praktiziert. Moechte jemand ernsthaft behaupten, dass diese Traditionen es wuerdig sind, aufrecht erhalten zu werden? Wieso also nicht auf die Gans oder Forelle verzichten? Argument: Tiere fressen doch auch andere Tiere! Gegenargument: Du willst Dich also mit Raubtieren wie Loewen und Tigern vergleichen? Wir haben keine Raubzaehne oder Krallen, um unsere Opfer zu zerfetzen. Eher im Gegenteil, denn unsere rechteckigen Mahlzaehne sind fuer das Zermahlen von Getreide und anderer pflanzlicher Kost geradezu geschaffen. Ausserdem ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Darmlaenge fuer das Verdauen von bestimmter Nahrung sehr entscheidend ist. Unser relativ langer Darm eines Pflanzenfressers ist ebenso ungeeignet fuer die Verdauung von schnell faulendem Fleisch wie der kurze Darm des Tigers fuer die Verdauung eines Frischkornmueslis. Hier mag Widerspruch kommen, der sich zum Beispiel so liest: "Unser Darm ist nur bedingt geeignet, um Pflanzen zu verdauen. Ohne die Coli - Bakterien in unserem Darm waere das fast gar nicht moeglich. Fuer den Menschen ist es leichter, Fleisch zu verdauen, da die Anordnung der Aminosäuren in den Naehrstoffen der des Menschen sehr aenlich ist. Deshalb ist auch der Aufwand zur Umwandlung in koerpereigene Naehrstoffe geringer." Ein Grund, wieso tierische Naehrstoffe in der Regel leichter zu verdauen sind, ist, dass diese Naehrstoffe schon von den Tieren "vorverdaut wurden". Durch diese menschliche Zweitverwertung gehen aber viele Naehrstoffe verloren, die das Tier selber verbraucht hat. Sprich: der Mensch wuerde vom dem Getreide viel mehr haben, wenn er es direkt zu sich nimmt, als wenn er ein Tier "zwischenschaltet" und dessen Fleisch isst. Widerspruch kommt auch manchmal schon bei der Bemerkung, dass Menschen keine Raubzaehne mehr haetten. Zum Beispiel "Wir haben sehr wohl Reste von Reisszaehnen (naemlich unsere Eckzaehne) die wir als reine Pflanzenfresser so wohl nicht benoetigt haetten." darauf kann aber erwidert werden: aber wie gesagt nur Reste. Mit diesen Rudimenten wäre kein mensch in der Lage, sich in die Haut einer Kuh oder gar eines Schweines zu bohren, dem Tier das Genick zu durchbeissen oder es an Blutverlust sterben zu lassen und danach sich das Fleisch portionsgerecht einzuverleiben. Interessant waere auch, zu sehen, ob nicht schon die Menschenaffen solche rudimentaeren Reisszaehne besitzen. Davon ausgehend, dass unsere Reisszaehne im Vergleich zu denen der Menschenaffen, die trotz weniger Ausnahmen zum grossen Teil vegetarisch leben, einfach nur laecherlich sind, kann mensch annehmen, der die Menschen noch viel mehr fuer den Vegetarismus praedestiniert sind. Ausserdem jagen sich die Tiere ihre Mahlzeiten selber. Wuerdest du immer noch Kuehe essen, wenn du ihr erst in die Augen schauen muesstest und ihr dann das Messer durch die Haut jagst und waehrend ihren Todesschreien das Blut aus der Wunde spritzt? Hier kann der Einwand kommen, dass es in unserer "hochzivilisierten, arbeitsteilenden" Gesellschaft einfach nicht mehr noetig waere. Ob die Menschen das Tier trotzdem toeten wuerden, bleibt dahin gestellt. Der Einwand der Arbeitsteilung ist nur bedingt richtig, da es ja um das Schlachten des Tieres und nicht um das Teilen der Arbeit geht. Du erntest dein Gemuese auch nicht selber. Die Arbeitsteilung kann total vegetarisch betrieben werden, das Schlachten erfordert aber immer ein Tier, das stirbt. Ein anderer Einwand ist das Vorhandensein von Aasfressern, die Fleisch essen, es aber nicht selber toeten. Das ist in der Tierwelt nur ein statistisch zu vernachlaessigender Teil. Mehr siehe "Ich toete die Tiere ja nicht selber." Desweiteren ist es sehr verwunderlich, dass gerade die Menschen, fuer die der Mensch dem Tier gegenueber hoehergestellt ist, sich ploetzlich mit fleischfressenden Tieren vergleichen und sich somit wieder auf eine Stufe begeben. Wenn der Mensch sich durch andere Tiere durch mehr (?) Intelligenz unterscheidet, wieso sollte er dann nicht einsehen, dass Fleisch fuer seine taegliche Ernaehrung unnoetig ist und deshalb davon ablassen? Jeder Mensch ist eine freie Persoenlichkeit, die ab einem gewissen Alter selbstaendig denken und handeln kann. Fleisch nur deshalb zu essen, weil dies einige Tiere tun, ist kein schoenes Beispiel fuer die kulturelle und soziale Weiterentwicklung des Menschen. Einerseits versuchen einige Menschen, ihren Fleischkonsum damit zu begruenden, dass sie als Menschen das Recht dazu haben, weil sie viel fortgeschrittener etc. sind, aber anderseits wollen sie sich wieder auf die Tierwelt berufen, dass die es ja genauso machen. Einige Tiere waelzen sich auch im Schlamm oder essen Würmer. Nur deshalb brauchen wir es doch nicht genauso zu machen! Ausserdem fressen nicht alle Tiere andere Tiere. Der ueberwiegende Teil der Tiere besteht aus Pflanzenfressern, leben also vegetarisch. Ausserdem ernaehren sich die Fleischfresser auch selber wiederum nur von Pflanzenfressern, ohne diese koennten sie also gar nicht existieren. Andersherum waere das aber gut moeglich. Hinzu kommt, dass fleischfressende Tiere gar keine andere Moeglichkeit haben, ausser Tiere zu essen. Erstens, weil die Umgebung selber manchmal nicht genug Pflanzen hergibt und zweitens, weil das Verdauungssystem dafuer nicht geschaffen ist und sie die Naehrstoffe der Pflanzen nicht verarbeiten koennten. Wenn Menschen sagen, der Mensch sei Allesfresser, kann also alles essen, so mag das richtig sein. Er kann alles essen, muss aber nicht. Wir haben uns so weit entwickelt, dass wir ohne Probleme auch ohne tierische Nahrung auskommen koennen. Mehr dazu im Gegenargument zu "Menschen haben schon immer Fleisch gegessen". Ein Einwurf soll noch kommen: Wir hatten auf dieser Seite damit argumentiert, dass der Mensch von den vegetarisch lebenden Menschenaffen abstamme. Das stimmt nicht. Erstens haben Menschenaffen und Mensch gemeinsame Vorfahren, stammen aber nicht voneinander ab. Zweitens, und das war der Hauptkritikpunkt, leben nicht alle Menschenaffen streng vegetarisch. Gern wird als Beispiel der Schimpanse heran zitiert. Er jagt unter anderem auch kleine Voegel und andere Tiere und schreckt auch vor Kannibalismus nicht zurueck. Nachdem wir also mit den vegetarischen Affen argumentiert hatten, wurden wir mit den zeitweise kannibalistischen Schimpansen widerlegt. Widerlegt? Wir glauben, nicht ganz, denn Schimpansen koennen wohl doch nicht mit Menschen verglichen werden, denn wer will den Menschen einen Hang zum Kannibalismus unterstellen. Es mag Ausnahmen geben, daraus aber Argumente fuer Fleischesser herzuleiten, wird schwer sein. Und noch mehr Worte zu den Menschenaffen. Schimpansen sind nicht gleich Schimpansen. Steppen-Schimpansen neigen eher zum Fleischkonsum als Waldschimpansen. Auch Der Orang-Utan isst ab und zu kleine Voegel. Gorillas und Gibbons leben trotzdem rein vegetarisch. Argument: Menschen haben schon immer Fleisch gegessen! Gegenargument: Wie im obigen Argument schon angedeutet, stammen wir von den (meist) vegetarischen Menschenaffen ab. Die meisten Menschen wollen auf die Zeit hinaus, in der unsere Vorfahren Mammuts gejagt haben. Solch ein Tier wurde aber sehr selten gefangen und eine Jagd konnte bis zu einem Monat dauern. Einige FleischesserInnen bemerken, dass im Winter in einem deutschen Wald nie genug Essbares gefunden werden koennte. Das stimmt. Zeitweise, vor allem im Winter und in einigen Regionen ist es schlicht nicht möglich, immer genug Pflanzen zu finden. Dies war auch einer der Gruende für die niedrige Lebenserwartung von 20-25 Jahren. Ist das erstrebenswert? Heute ist die Technik und Wissenschaft so weit ausgereift, dass wir ohne weiteres in der Lage sind, uns nur von Pflanzen zu ernaehren. Die Evolution stoppt nicht und wer will sich schon zurueck entwickeln und mit einem Baerenfell auf Baerenjagd gehen? Es war eine Erfindung der Menschen, Tiere einzufangen, zu zaehmen und zu zuechten, damit Fleisch immer genuegend vorhanden war. Genauso war es auch eine Erfindung, Gewaechshaeuser zu bauen, in der Pflanzen zu jeder Jahreszeit gedeihen konnten. Oder die Zuechtung ergiebigerer Getreidesorten und die Einfuehrung der Dreifelderwirtschaft und spaeter der maschinellen Bearbeitung ermoeglichte es, auf dem gleichen Feld mehr Erträge zu erzielen. Genauso wie wir gelernt haben, Fleisch zu verarbeiten und durch Feuer geniessbar zu machen, haben wir gelernt, pflanzliche Kost so herzustellen, dass sie ueberall auf der Erde zur Verfuegung stehen kann und genug Naehrstoffe enthaelt. Aufhueren, Fleisch zu essen und auf rein pflanzliche Kost umzusteigen waere keine Rueckentwicklung sondern im Gegenteil ein Beitrag zur kulturellen Entwicklung des Menschen. Der Mensch war es auch, der Tierschutzgesetze verabschiedet hat, die besagen, dass es strafbar ist, Tiere unnoetig zu quaelen. Wenn wir uns aber ohne Probleme vegetarisch ernaehren koennen, ist das Toeten eines Tieres zum Essen nicht unnoetige Quaelerei? Nebenbei: Das Tierschutzgesetz (Animal Welfare Act) des Landwirtschaftsministeriums der USA (US Department of Agriculture), verabschiedet vom US Kongress (US Congress) "schliesst speziell Tiere aus, die als Nahrung oder Ballaststoffe aufgezogen werden" (specifically excludes animals raised for food or fiber). Auf gut deutsch heisst das, es ist nicht illegal, wenn ein Tier getoetet wird, das wegen seines Fleisches grossgezogen wurde. Aber das Pruegeln auf das Haustier ist illegal? Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Argument: Ich toete die Tiere ja nicht selber! Gegenargument: Auftragsmord ist genauso schlimm. Wenn eine Person jemandem Geld zahlt, damit diese einen Menschen umbringt, wird diese Person genauso zur Rechenschaft gezogen wie die mordende Person selbst. Warum sollte das nicht ebenso fuer Tiere gelten? Der Punkt ist: Wenn einE FleischesserIn sich damit entschuldigt, dass er/sie die Tiere nicht selber toete, und er/sie die Tiere deshalb ja essen koenne, kann diese Begruendung nicht akzeptiert werden. Es geht um den Tod des Tieres, nicht um die Hand, die es getoetet hat. Eine Gegenfrage waere auch: Koenntest Du die Tiere ueberhaupt selbst toeten? Damit ist nicht mal die handwerkliche Faehigkeit gemeint, sondern das ueberschreiten einer moralischen Grenze. Wer es nicht ueber das Herz bringen wuerde, ein suesses Kaninchen umzubringen, gesteht damit ja indirekt ein, dass moralisch etwas nicht in Ordnung sein kann. Und ehrlich gesagt: Wer damit keine Probleme haette, der ist uns suspekt. |